Alpine Freiräume
Alpine Freiräume sind für Natur und Mensch unersetzlich!
Diese Gebirgsregionen sind eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Alpine Rasen, natürliche Bergwälder, Gebirgsbäche, Moore und Gletscher: In den alpinen Freiräumen findet man seltene Pflanzen und sensible Lebensräume, die sich über Jahrtausende entwickelt haben. Steinbock, Gämse, Schneehase, Murmeltier, Schneehuhn und Steinadler: Die für unsere Heimat typischen alpinen Wildtiere haben hier noch ruhige und zusammenhängende Rückzugs- und Wanderräume.
Durch ihre Ruhe und Ursprünglichkeit bieten alpine Freiräume einzigartige Naturerlebnisse. Für Erholung und Gesundheit sind sie für uns unersetzlich. Die Attraktivität und der Erholungswert dieser einzigartigen Natur- und Kulturlandschaften sind das wichtigste Grundkapital eines zukunftsfähigen Tourismus in Österreich. Doch alpine Freiräume leisten noch viel mehr. Sie versorgen uns mit frischer Luft und sauberem Wasser. Und sie bieten Schutz vor Naturgefahren, indem sie Siedlungen vor Muren, Lawinen und Hochwasser bewahren.
WARUM BRAUCHEN WIR ALPINE FREIRÄUME?
WO LIEGEN DIE LETZTEN ALPINEN FREIRÄUME?
SIND ALPINE FREIRÄUME BEDROHT?
Die Verbauung ursprünglicher Landschaftsräume mit Skigebieten, Staumauern, Wind- und Wasserkraftwerken, Verkehrsinfrastruktur und technischen Anlagen hat schwere Auswirkungen. Die sensible Natur oberhalb der Waldgrenze kann sich von baulichen Eingriffen nur sehr langsam und in vielen Fällen nie mehr erholen. Wertvolle Böden und intakte Ökosysteme wie Moore oder Wälder gehen dadurch unweigerlich verloren. Der Wasserhaushalt natürlicher Fließgewässer wird nachhaltig geschädigt.
Die Erschließung führt zwangsläufig zu einer intensiveren Nutzung und höherem Verkehrsaufkommen. Durch die damit einhergehende zunehmende Zerschneidung der Landschaft verlieren Alpentiere wie Steinbock, Schneehase, Gämse & Co. geeignete Lebensräume.
Außerdem wird das Landschaftsbild belastet, damit der Erholungswert für uns Menschen vermindert und dem nachhaltigen Tourismus die Zukunftschancen genommen.
Schon heute droht vielen alpinen Freiräumen die Verbauung! Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam ein starkes Zeichen an die Politik setzen, bevor die Seele der Alpen endgültig verkauft wird!
SIND ALPINE FREIRÄUME AKTUELL GESCHÜTZT?
Doch der technischen Erschließung und Verbauung der alpinen Natur- und Kulturlandschaft sind in Österreich heute kaum Grenzen gesetzt. Im Naturschutz bestehen bestimmte Schutzgebiete, in denen eine Erschließung durch großtechnische Infrastruktur verbindlich und weitgehend ausgeschlossen ist. Dazu gehören Kernzonen von Nationalparks, Sonderschutzgebiete, Naturschutzgebiete und Ruhegebiete, die es bislang nur in Tirol gibt. Die Raumplanung kennt Instrumente wie Grünzonen, deren Ausweisung sich aber bislang auf Talräume beschränkt.
Österreich muss die Verpflichtungen der Alpenkonvention endlich ernst nehmen und ausreichend erfüllen, um die letzten alpinen Freiräume zu erhalten. Derzeit macht die Politik das Gegenteil: Im Jahr 2014 wurden die Bestimmungen der Ruhegebiete in Tirol sogar aufgeweicht, um den Bau von Kraftwerken in bislang unversehrten Naturräumen zu ermöglichen.
Bayern hat bereits 1972 ein Instrument geschaffen, mit dem die technische Erschließung der Alpen gelenkt, die Übernutzung von Natur und Landschaft verhindert und alpine Freiräume langfristig erhalten werden. Im bayerischen Alpenplan sind fast 43% des gesamten Alpenraum Bayerns als Ruhezone festgelegt. Hier sind alle technische Erschließungen mit Ausnahme von Almwegen und Forststraßen unzulässig.
Die Einrichtung von Ruhegebieten kann ein sinnvolles Instrument darstellen, alpine Freiräume vor großtechnischer touristischer Erschließung langfristig zu bewahren. Ein Schutz vor energiewirtschaftlichen Großprojekten wie Wasserkraftwerken ist in Ruhegebieten allerdings nur mehr bedingt gegeben, seit 2015 eine Ausnahme für erhebliche Lärmentwicklungen durch Vorhaben der „Energiewende“ festgelegt wurde. Zudem wurde seit 17 Jahren kein neues Ruhegebiet mehr eingerichtet.